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Beamer vs. Fernseher

13.12.2007·Kommentare:  7

Christian Haberl hat vor ein paar Tagen im Vistablog einen aufschlußreichen Artikel über die Wahl des richtigen Fernsehers für Media-Center-PCs geschrieben. Leute, die mit dem Gedanken spielen sich so eine Lösung anzuschaffen, sollten unbedingt einen Blick drauf werfen. Für mich kommt ein Fernseher (egal welcher Art) aber nicht in Frage und möchte deswegen hier kurz die Alternative Beamer beleuchten.

Size does matter

Das größte Problem bei Fernsehern ist die mickrige Bilddiagonale. Gerade bei Filmen und Serien (also Bildern, die sozusagen eine Geschichte erzählen) ist das aber ein wichtiges Wiedergabekriterium. LCD-Fernseher beginnen auf Geizhals bei 750 Euro mit einer lausigen Diagonale von ungefähr einem Meter. Zum Vergleich: Mein 600-Euro-Beamer, ein InFocus IN72 (480p; also 854×480 Pixel) schafft locker 2,10 Meter und wird dabei lediglich durch die Wandbreite/Raumlänge eingeschränkt (möglich sind laut InFocus vier Meter).

Preis

Wer ein möglichst großes Bild will, für den fällt auch das im Vistablog genannte Preis-Argument weg. Ja, HD-Beamer sind teuer (z.B. InFocus IN81 um 3500 Euro), bieten aber wesentlich mehr Bild fürs Geld. Die größten LCD-Fernseher kommen auf 60 Zoll (150 cm) und beginnen derzeit bei 5000 Euro. Jeder weitere Kommentar bezüglich Preis erübrigt sich somit.

Bildqualität & Auflösung

Der direkte Vergleich mit LCD-Fernsehern fällt mir natürlich schwer, da ich so ein Gerät nicht besitze und außer bei Cosmos & Co. auch nirgends testen konnte. Allerdings besitze ich ein 24-Zoll-TFT von Samsung, dass mit 1920×1200 Pixel sogar mehr als nur HD-fähig ist (Full-HD liegt bei 1080p vor, was grob gesagt 1920×1080 Pixel entspricht). Für Filmgenuss ziehe ich die 480p meines Beamers aber jederzeit den 1080p des Flachbildschirms vor. Wenn ich bedenke wie gut 854×480 Pixel mit zwei Meter Bilddiagonale aussehen können, dann freue ich mich schon, wenn ich mir einen Full-HD Beamer zulege. Witzigerweise merke ich erst seit meinem Beamer, wie gut richtig enkodierte DVDs trotz veraltetem MPEG-2-Standard ausschauen können. Die Sache mit der Auflösung ist also relativ. Der digitale Beamer im Top-Kino ist beispielsweise nicht einmal Full-HD, bietet aber bei geschätzten 5-6 Metern Bilddiagonale ein außerordentliches Bild.

Kurzum: Bei bewegten Bildern sind geringe Auflösungen kein Problem. Pixelraster erkennt man höchstens bei eingeblendeten Schriften oder Standbildern. Sicher gilt, dass mit höheren Auflösungen bei entsprechendem Material (!) der Detailgrad und somit die Bildqualität steigt. Aber auch mit 480p lassen sich bereits sehr gute Ergebnisse erzielen (und bescheren sozusagen dem Medium DVD dank maximaler Qualität einen prächtigen Lebensabend).

Vorführbedingungen

Nicht verschweigen sollte man, dass Beamer aufgrund der Projektionstechnik natürlich am besten in abgedunkelten Räumen funktionieren. Wer also gern tagsüber in einem hellen Raum fernsieht, für den ist ein Beamer keine Alternative. Die im Vistablog kritisierte Geräuschentwicklung stimmt so allerdings nicht. Ja, ein Beamer ist generell lauter als ein Fernseher. Das Betriebsgeräusch hält sich aber in Grenzen (ist natürlich modellabhängig) und fällt, sobald der Ton aus dem Surround-System kommt, nicht mehr wirklich auf. Für Leute, die sich gar eine Xbox360 als Media-Center anschaffen (das Wohnzimmer-Äquivalent zu einem Eurofighter-Triebwerk), fällt das Argument ohnehin flach.

Beamer jetzt kaufen?

Derzeit werden (bzw. wurden bereits) die 480p-Modelle von den Herstellern aus dem Programm genommen. Meinen InFocus IN72 gibt’s beispielsweise nicht mehr. Modelle mit der nächst besseren Auflösung (1024×576) bewegen sich noch immer um die 1000 Euro. Folglich war vor einem halben Jahr, als ich mir meinen Beamer gekauft habe, der ideale Zeitpunkt sich einen solchen zuzulegen. Ich bin mir nicht sicher, welche Entscheidung ich jetzt treffen würde. Ein Fernseher würde wie gesagt nicht in Frage kommen. Full-HD-Beamer sind in greifbarer Nähe, aber einfach noch zu teuer. Möglicherweise würde es ein günstiges 4:3-Modell mit 1024×768 um die 500 Euro werden. Beamer mit dem altertümlichen Format werden als Präsentationsgeräte vermarktet und sind um ein Vielfaches billiger als die Breitbild-Geräte fürs Home-Entertainment.

Zielgruppe

Natürlich ist ein Beamer nicht für jeden die ideale Lösung. Wer gern tagsüber in einem hellen Raum fernsieht und das Gerät schnell ein und ausschalten will, ist mit einem Fernseher sicher besser bedient. Wer gern Filme schaut und selbst bei Spielkonsolen Kinofeeling aufkommen lassen will (lebensgroße Miis!), dem kann ich einen Beamer aber nur ans Herz legen.


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7 Kommentare

#1 von Norwin am 13.12.2007, 22:17 Uhr

Ich kann auch nur zum Beamer raten, falls man eine freie Wand zur Verfügung hat! Kino für zuhause, praktisch.

So laut ist die Xbox 360 auch wieder nicht und Halo 3, Bioshock oder Grand Tourismo auf der Xbox 360 ist einfach nur der Hammer, das Spielerlebnis bekommt man sicher nicht mit einem mikrigen 52 Zöller 😉

lg Norwin

#2 von Benedikt am 15.12.2007, 12:10 Uhr

Deinem Kommentar entnehme ich, dass du auch bereits glücklicher Beamer-Besitzer. Welchen hast du denn?

Zur Xbox360: Ich hatte mir im Frühling eine der ersten Ende 2005 ausgelieferten Modelle ausgeborgt und war von der Betriebslautstärke entsetzt – mindestens so laut wie eine Mikrowelle. Auch Freunde und Verwandte stimmten mir da zu. Man muss Microsoft aber zugute halten, dass sie kürzlich die Fertigungstechnik verbessert haben und neue Modelle nun nicht mehr so laut sein sollen (leider dürfte sich beim auch recht lauten Laufwerk nichts getan haben).

#3 von Norwin am 17.12.2007, 10:34 Uhr

Leider hab ich selber noch keinen Beamer. Ein Freund hat sich vor 2 Jahren einen gekauft, aber das Modell weiß ich jetzt nicht genau. Auflösung ist glaub ich nur 480p.

Das größte Manko beim Beamer ist wie du schon geschrieben hast, dass man einen dunklen Raum braucht.

Das Laufwerk ist mir jetzt nicht sonderlich laut vorgekommen, habs eigentlich gar nicht bemerkt obwohl die XBox offen war.
Vielleicht hats der Sound aber auch verdeckt…

#4 von Beamer Reparatur Spezi am 20.12.2007, 7:21 Uhr

Nun ja, das größte Problem was ich sehe ist, das 90% der Beamer nach 2,5 Jahren den Geist aufgeben. Und eine anschließende Reparatur nahezu unmöglich ist (die Ersatzteile sind richtig teuer).

Ein vergleichsweise gleichteurer »normaler« Röhrenfernseher hält im durchschnitt ca. 6-7 Jahre. Wer also nicht im Geld schwimmt…

#5 von Benedikt am 20.12.2007, 9:25 Uhr

Eine Ausfallquote von 90% nach 2,5 Jahren wage ich aus Erfahrung zu bezweifeln. Woher hast du die Zahl? Was rein rechnerisch nach 3-4 Jahren ausgetauscht werden muss, ist die Lampe. Und die ist natürlich teuer. Bei meinem Beamer wäre ich inklusive einer Ersatzlampe bei einer Lebensdauer von 6-8 Jahren und unter 850 Euro.

Außerdem finde ich, dass der Vergleich mit dem Röhrenfernseher hinkt. Das ist ungefähr so, als würde man einen Game Boy (und ich meine die erste Generation um 1990) mit einer PSP vergleichen. Mein Game Boy funktioniert nach 15 Jahren noch immer, bei einer PSP wird das sicher nicht so sein. Trotzdem würde ich heutzutage für mobiles Spielen nicht zu einem Ur-Game-Boy raten.

Und zu »wer im Geld schwimmt«: Für mich hat das mehr mit Prioritäten und Wertigkeiten zu tun. Ich schaue gern Filme auf einer großen Leinwand, während mir Fernsehempfang egal ist. Folglich macht ein Beamer für mich mehr Sinn, weil es nicht nur um theoretische Haltbarkeit sondern auch um die Qualität bzw. den Genuss beim Benutzen geht. Natürlich muss/kann man deswegen nicht immer zu teuersten greifen, aber sich 7 Jahre an eine herkömmliche Glotze binden, nur weil sie so lange hält? Das wär’ nichts für mich – wer aber andere Videogewohnheiten hat, für den kann es natürlich trotzdem eine Option sein.

#6 von Christian Haberl am 24.5.2008, 10:24 Uhr

Netter Artikel – Wollte nur anbringen, dass das mit dem Kino nicht ganz stimmt. Kinos verwenden, wenn Sie digital projizieren mindestens 2K Auflösung (2048 Pixel Breite), die meisten mittlerweile sogar 4K Auflösung (4096 Pixel horizontal). Damit schon deutlich über Full HD
Wäre der digitale Beamer im Top Kino »nicht einmal Full HD« – wie du sagst, wären die einzelnen Pixel über 2,5mm groß…
Die Wichtigkeit der Auflösung steht natürlich auch in Relation dazu wie nahe man am Bild sitzt. Aus der letzten Reihe vom Kino würde wahrscheinlich auch eine Projektion in niedrigerer Auflösung nicht negativ auffallen.
Viel Spaß weiterhin beim Filmschauen mit Beamer, wünsche dir aber dass leise Full-HD Beamer bald erschwinglich werden.

#7 von Benedikt am 24.5.2008, 12:53 Uhr

Zunächst mal danke Christian! Das mit dem Kino hast du aber glaub ich falsch verstanden: Das »Mainstream«-Kinos alle mit 2 bzw. 4K arbeiten ist mir klar (bin dafür oft genug in digitalen Vorstellungen im Apollo 😉 ), ich hab mich aber konkret auf den Beamer im Top Kino bezogen. Und der hat tatsächlich nur eine Auflösung von 1440×1050. Ich hab dort The War on Drugs gesehen und mich die ersten paar Minuten nur gefragt, ob dass denn tatsächlich digital sein kann.

Das mit dem Abstand zum Bild stimmt natürlich. Aber gerade deswegen wundern mich die ganzen Angaben zum optimalen Abstand zum HD-Fernseher. Du meintest ja wenigstens noch Diagonale mal 2,5. Das ergibt bei 50 Zoll (ca. 130 cm) 3,20 Meter – ich find das eigentlich schon zu weit. Im HD-Kaufberatungsvideo (ab 11:05) von Georg Holzer ist bei 50 Zoll gar von 5 Metern die Rede! Ich mein, oh Mann, da haben wir Full-HD und schaun fern als wärs 1950. 😉 Okay, ich übertreib natürlich, aber gerade mit so einer Auflösung kann man ja nun endlich dazu übergehen ein viel größeres Blickfeld abzudecken.

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