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Kritik: »Ainoa«

Spoilerfrei·19.10.2006·Kommentare:  8

Als ehemaliges Produktionsmitlied fällt es mir schwer über »Ainoa« eine Kritik zu schreiben. Außerdem stehe ich sogar zweimal im Abspann, was eines der coolsten Dinge ist, die mir je passiert sind. Danke Marco und herzliche Gratulation, dass du dein Ding durchgezogen hast!

»Ainoa« ist ein ambitioniertes Low/No-Budget-Projekt, dass visuell überzeugend eingefangen wurde. Die Kameraarbeit steht selbst sündteuren Produktionen in nichts nach und ist eine wahre Augenfreude. Spezial-Effekte gibt es zwar nicht viele, aber wenn, dann ordentlich gemacht. Ebenfalls gelungen ist die musikalische Untermalung, die sich vor seinen offensichtlichen Hollywood-Vorbildern nicht zu verstecken braucht.

Jetzt zum für mich schwierigen Teil: »Ainoa« hat ein paar Ecken und Kanten, die wohl den erschwerten Produktionsbedingungen zuzuschreiben sind. Allein der Dreh zog sich über 4 Jahre und das Skript musste wegen der begrenzten Verfügbarkeit der Hauptdarsteller umgeschrieben werden.

So stolpert der Film hin und wieder über sein eigenes Tempo und bestimmte Charakterentwicklungen sind nicht ganz nachvollziehbar. Auch ob die Schauspieler klar und deutlich oder doch ungezwungen sprechen sollen ist nicht immer klar – das ist allerdings ein generelles Problem des deutschsprachigen Films. Die Handlung und ihre wohlüberlegte Hintergrundgeschichte können hingegen überzeugen, auch wenn dem eigentlichen Erzählstrang am Schluß ein wenig die Luft ausgeht.

Trotz dieser Schwächen bin ich stolz, bei der Entstehung von »Ainoa« mitgeholfen zu haben und freue mich für Regisseur Marco Kalantari und seine Weggefährten. Egal wie erflogreich der Film sein mag, »Ainoa« wird sicher ein fetter Punkt in der Referenzliste jedes Beteiligten werden.

Wegen meiner etwas befangenen Lage gibt es vorerst keine Sternchenbewertung, sondern nur den Ratschlag, sich »Ainoa« trotz besagter Schwächen anzuschauen. Ein mutmachendes Experiment und wahre Pionierarbeit in der österreichischen Filmlandschaft.


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Ainoa https://benedikt.io/2006/10/ainoa/ 2006-10-19 https://benedikt.io/media/movie-review.jpg Als ehemaliges Produktionsmitlied fällt es mir schwer über »Ainoa« eine Kritik zu schreiben. Außerdem stehe ich sogar zweimal im Abspann, was eines der coolsten Dinge ist, die mir je passiert sind. Danke Marco und herzliche Gratulation, dass du dein Ding durchgezogen hast! »Ainoa« ist ein ambitioniertes Low/No-Budget-Projekt, dass visuell überzeugend eingefangen wurde. Die Kameraarbeit steht […]

8 Kommentare

#1 von homemoviecorner am 19.10.2006, 15:21 Uhr

Hi Ben,

ich habe beim Film nicht mitgewirkt, kann Dir aber trotzdem nur zustimmen: Man sollte dem Film eine Chance geben und ihn sich anschauen.

Der Film ist optisch gesehen so ziemlich das, was noch am ehesten Hollywood-Maßstäben entspricht.

[Spoiler voraus, Anm. von Benedikt]

Zur Geschichte selbst: Sie fängt interessant an, hat ihre Höhepunkte – doch ab der Flucht aus dem Untergrund vor den Mutanten tümpelt der Film ereignis- und spannungslos vor sich hin. Hier vermute ich fast budgetäre Probleme, denn während am Anfang noch eine halbe Armee hinter Juri und Ainoa her sind, sind es am Ende nur noch einer – und selbst der taucht auf einmal nicht mehr auf. Es gibt keinen Showdown, keine dramatische Zuspitzung. Die Sequenz mit dem Orakel selbst ist auch ohne Spannungsspitzen und ein bisschen zu langatmig gefilmt.

[Spoiler Ende]

PS: Was ich nicht so ganz verstehe, ist, wie der Film in den Medien ignoriert wird. Der Kurier hat heute gerade mal eine 5-Mini-Zeilen-Kritik geschrieben (1 1/2 Punkte von möglichen 5). »Bandidtas« hat zwei Punkte bekommen und ist mit Foto und ordentlichem Text vertreten. Fast kommt mir so vor, als ob die ganzen Journalisten von der Viennale so eingenommen sind – vor allem schwärmen sie vom neuen deutschen Befindlichkeitskino. Insofern hat da ein »Mainstream«-Film wie »Ainoa« nie und nimmer eine Chance.

Kurier hat nur 1 1/2 Punkte vergeben. Bei mir bekommt »Ainoa« drei von fünf möglichen Punkten.

#2 von Benedikt am 19.10.2006, 16:11 Uhr

Ich kenn nur die Kritik aus der Zeitschrift »Ray« und die ist mehr oder weniger vernichtend. Dabei ist gerade der Versuch Mainstream-Kino ohne Budget zu realisieren ein interessantes Experiment. Wenn das beim Kurier wirklich nur so kurz abgehandelt wurde, ist das echt schade. Gerade bei einem österreichischen Projekt, das wirklich mehr Aufmerksamkeit verdient hätte.

#3 von homemoviecorner am 19.10.2006, 16:38 Uhr

Definitiv!

#4 von homemoviecorner am 21.10.2006, 9:18 Uhr

Ich möchte noch auf folgenden Artikel hinweisen. Die APA (mein Arbeitgeber) hat Marco Kalantari interviewt. Leider – ich nehme an, aufgrund von Stress wegen der Viennale – wurde es nur so ein Frage-Antwort-Artikel. Etwas, das von anderen Medien nicht so gern übernommen wird (meine Vermutung). Ich habe es für die Online-Redaktion umgeschrieben. Hier ist eine der Seiten, auf denen der Artikel oben steht: http://www.news.tele2internet.at/index.phtml/article/2384607

#5 von Benedikt am 21.10.2006, 19:55 Uhr

Bin gerade über einen uralten Trailer gestolpert, als »Ainoa« noch »Thekken« hieß – hab in damals, kurze Zeit nach dem 1. Drehblock online gestellt.

#6 von Benedikt am 21.10.2006, 20:04 Uhr

Ich glaub, grad ist eben ein Stück meines 6 Jahre alten Making-Of-Materials bei den »Seitenblicken« über den Schirm geflimmert …

#7 von Herbert am 30.10.2006, 23:18 Uhr

Ich war zwar nach dem Kinobesuch auch etwas enttäuscht von AINOA, aber es ist zumindest keiner dieser Filme, die zwar ganz nett, aber sofort wieder vergessen sind – in der Erinnerung wird er sogar besser :o)

Jedenfalls für einen österreichischen Film ein tolles Experiment und ein visuelles Erlebnis – ich hoffe, daß AINOA nicht ganz sang- und klanglos untergeht.

Weiß jemand, ob es AINOA auch mal als DVD geben wird?

#8 von Benedikt am 31.10.2006, 10:33 Uhr

Herbert, ich glaube schon, dass es eine DVD geben wird. Zumindest war mal auf der Ainoa-Website davon die Rede (finds leider nicht mehr). Wie einfach die zu bekommen sein wird, ist eine andere Frage – ich kauf sie jedenfalls!

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