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Test: Nokia T10 – ein gutes 8-Zoll-Tablet, das perfekt hätte werden können

4.0 / 5Sterne·6.2.2023·Kommentare:  0Retweets:  0 1

Im Herbst 2022 habe ich mir eingebildet, unbedingt den 8-Zoll-Formfaktor bei Tablets auszuprobieren. Glücklicherweise habe ich mich nicht zu einem mega teuren iPad mini 6 hinreißen lassen, sondern mich fürs relativ günstige und neue Nokia T10 entschieden. Das hat mich bei meinen ersten Eindrücken damals durchaus überzeugt. In meinem Test des Nokia T10 haben sich aber auch ein paar Kritikpunkte herauskristallisiert.

Montage mit 3 Fotos, einmal Detail Rückseite: Kamera, einmal Rückseite angeschnitten von schräg oben, einmal die Verpackung von oben
Das Nokia T10 in der einzig verfügbaren Farbe »Ocean Blue«.

Gutes Gehäuse, Lautsprecher überraschen

Das Äußere des Tablets ist durchaus gelungen, besteht aus sich hochwertig anfühlendem Kunststoff in einer interessanten türkisgrünen Farbe (»Deep Ocean«). Im Hochformat betrachtet befindet sich an der Oberseite im Rahmen rechtsbündig der Einschaltknopf, links daneben ein 3,5-mm-Klinkenanschluss, sowie einer der beiden Lautsprecher. Den zweiten findet man im Rahmen an der Unterseite – somit hat man im Landscape-Modus eine gute Stereo-Separation und klanglich sogar ganz annehmbare Lautsprecher, die auch relativ laut werden. Alles für Niedrigpreis-8-Zoll wohlgemerkt – mit einem iPad Pro oder Galaxy Tab S5e kann das alles natürlich nicht mithalten.

Auf einen Blick

  • + Langer Software-Support
  • + Gute Materialwahl für Preis
  • + Günstig
  • + Stereo-Lautsprecher
  • + 8-Zoll-Handling super
  • – Display könnte besser sein
  • – Kein biometrisches Entsperren

Gewicht okay, aber geht es echt nicht leichter?

Die 375 Gramm sind in Anbetracht der (nicht vorhandenen) Konkurrenz in Ordnung. Das etwas ältere, aber im Samsung-Line-up nach wie vor aktuelle Galaxy Tab A7 Lite (das dem Nokia T10 überhaupt in vielen Belangen sehr ähnlich ist), wiegt nur ein paar Gramm weniger. Apple schafft beim iPad mini aber 300 Gramm und das wäre hier, wo ohnehin jegliche Spec etliche Stufen unter dem iPad mini liegen, fast schon ein Killerfeature gewesen.

3,5-mm-Ausgang mit mäßigem DAC

Was den 3,5-mm-Ausgang angeht: Prinzipiell feine Sache. Und UKW-Radio kann man damit auch empfangen. Allerdings muss man auch sagen, dass der verbaute DAC »nur« okay ist. Wenn man keinen Vergleich hat, fällt es vermutlich nicht auf, aber der DAC in meinem iPad Pro von 2017 liefert ein stimmigeres Klangbild. Getestet habe ich das mit meinen Shure SE215, die am T10 greller und bissiger klingen. Es ist nicht so krass wie beim Mighty Vibe, wo der DAC wirklich enttäuschend ist. So betrachtet liegen T10 und iPad Pro schon näher beisammen, aber es ist schon ein wahrnehmbarer Unterschied.

Montage mit 3 Fotos: Einmal die Rückseite ganz, einmal Detail Kamera mit 3,5-mm-Ausgang und Knöpfen, einmal geriffelte Rückseite mit Logo in Detailaufnahme.
Die geriffelte Rückseite bietet guten Grip.

Guter Preis heißt leider auch: Mäßiges Display

Das Display ist so eine Sache. Ja, die Displayränder sind relativ dick, aber das nimmt man bei einem günstigen Tablet in Kauf. Und es ist für die angegebene Spezifikation nicht schlecht (und dem des Galaxy Tab A7 Lite ähnlich): Farbwiedergabe und Blickwinkel sind gut, laminiert ist es auch und es ist sogar sehr gleichmäßig ausgeleuchtet (so viel Glück bei Lichthöfen habe ich normalerweise nie). Nur die Spezifikation an sich ist halt leider wirklich sehr low: 1280 x 800 Pixel ergeben auf 8 Zoll 189 ppi. Verglichen mit dem Low-End von vor 10 Jahren ist das freilich nicht schlecht und man sieht auch nicht unbedingt gleich die Pixel. Dafür ist es eher so, als wäre alles (insbesondere Schrift) leicht unscharf. Und es ist halt ein klassisches leicht blaustichiges bzw. kühles LCD.

Das war mir alles vor dem Kauf bewusst, aber ich dachte nicht, dass es mich so sehr stören würde, wie es das letzten Endes dann tat: Denn Inhalte am Tab S5e mit seinem OLED-Panel sehen einfach unendlich viel besser aus.

Ja, mit OLED wär das T10 teurer – um wie viel wäre halt die Frage. Die Ökonomie von 8-Zoll-Tablets ist in der Hinsicht schon interessant: Apple verkauft das iPad mini als Highend-Gerät (mit entsprechendem Preisschild), in der Android-Welt gibt es dafür ausschießlich Modelle im Niedrigpreissegment. Vom Galaxy Tab Active 3 abgesehen, das aber mit Outdoor/Baustellen-Gehäuse wieder ein ganz anderer Sonderfall ist.

Immerhin ein Vorteil des LCDs, dank seines 16:10-Formats: Kinobalken von 16:9-Content sind nicht so stark sichtbar wie z.B. auf einem iPad mit 4:3-Verhältnis.

Großartiges 8-Zoll-Handling

Kommen wir aber mal zu ein paar eindeutig positiven Dingen: Das Handling mit dem robusten Gehäuse und dem Formfaktor ist einfach toll. Die Gesten funktionieren im Prinzip wie in iPadOS. Insbesondere auf der Couch, eventuell auch als Second-Screen machen die 8 Zoll damit echt Spaß. Sogar zwei Apps nebeneinander im Splitscreen funktionieren noch gut. Hier gab es am Anfang zwei Bugs, die mittlerweile aber zum Glück behoben wurden:

Der »Griff« bleibt nach einem Update nun aber sichtbar. In den Fullscreen kann man wechseln, indem man der gewünschten App mit dem »Griff« einfach die volle Breite gibt (die andere App verschwindet dann). Eine Möglichkeit, Apps direkt vom Homescreen aus im Splitscreen zu starten, wäre allerings wünschenswert.

Kommen wir aber zurück zu den positiven Dingen des 8-Zoll-Formfaktors: So kann man einerseits alles mit den Daumen erreichen, auch im Querformat. Und auch das Halten mit nur einer Hand ist problemlos möglich. Als Bonus machen die unter Android häufig nur fürs Smartphone-Hochformat optimierten Apps auch keine Probleme, weil auf 8 Zoll im Hochformat auch noch alles »normal« nach Smartphone aussieht. Und, ich schwöre euch, dieser Touchscreen reagiert, trotz schwächerem Prozessor, viel schneller und direkter als jener auf meinem Tab S5e.

Montage mit 2 Fotos: Detailaufnahme der Seiten links und rechts im Landscape-Modus mit den Stereo-Lautsprechern.
Die Lautsprecher befinden sich im Landscape-Modus sogar links und rechts.

Langer Software-Support …

Nokias Versprechen (das sogar auf der Verpackung steht): 2 Jahre Android-OS-Upgrades, 3 Jahre Sicherheitsupdates. Echt nicht schlecht für 150 Euro. Mit Widevine-Level 1 laufen Streaming-Dienste wie Netflix in HD, schade ist allerdings, dass der USB-C-Port nur zum Laden dient.

… für gerade mal ausreichende Leistung

Was Performance & Akku angeht, verweise ich auf den Test auf Tabletblog.de (Bereiche »Hardware & Performance« bzw. »Akku«), da reiht sich das T10 zwar merklich über dem vergleichbaren Galaxy Tab S7 Lite ein, aber auch deutlich unter dem 10-Zoll-Low-End wie dem Galaxy Tab A8. Für Medienkonsum, Surfen, Mail & RSS reicht die Performance, als Spiele-Tablet eher nur für genügsame Spiele, sonst allenfalls als Notlösung mit niedrigsten Grafikeinstellungen. Das war erwartbar, die Frage ist für mich aber eher, wie die Performance nach 2 Major-Android-Upgrades in zwei bis drei Jahren aussieht, Reserven scheint es da nicht wirklich zu geben. Die Akkulaufzeit mit über 7 Stunden (bei einer Kapazität von 5250 mAh) ist okay und habe ich in meinen Tests noch nie ausgereizt.

Externe Tastaturen?

Ein Problem bei 8-Zoll-Tablets sind aus meiner Sicht auch Tastaturlösungen. Sicher, dank Bluetooth kann man jede x-beliebige Tastatur damit verwenden, aber so eine schöne, kompakte Folio-Lösung wie beim Tab S5e mit Samsungs offiziellem Tastaturcover gibt es hier nicht. Alternativen wie die Logitech Keys-To-Go haben mich schon beim Ersteindruck nicht unbedingt überzeugt. Klar, ein 8-Zoll-Tablet ist als Schreibmaschinen-Ersatz jetzt ohnehin nicht erste Wahl, wer aber vorhat, auch viel damit zu Tippen, sollte diesen Faktor bedenken (und kann entsprechende Tastatur-Tipps gerne als Kommentar da lassen).

Kein biometrisches Entsperren

Leider gibt es auch keinerlei biometrische Entsperr-Methode. Googles Face Unlock ist zwar mit von der Partie, ist aber kein Vergleich zu Apples Face ID, vor allem, weil es bei schlechtem Licht nicht mehr funktioniert – und auch, weil es nicht als sichere Entsperrmethode gilt. Wie beim Display dachte ich zunächst, »wird schon gehen«, war nach längerer Nutzung aber ebenso ein Downer, denn Banking-Apps etc. so zu benutzen ist schon wirklich, wirklich mühsam. Auch hier gilt: Um wie viel teurer wäre das T10 mit Fingerabdruck-Sensor geworden?

Fazit

Nokia T10 (8 Zoll)

Android 12, 3 GB RAM, 32 GB Speicher und 3 Jahre Updates. Bei Amazon kaufen*

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Das Nokia T10 ist ein gutes Tablet. Es ist auch ein günstiges Tablet. Die UVP beträgt 169 Euro, wenn man es für unter 150 wo bekommt, kann man damit wenig falsch machen. Allerdings gilt auch: Gäbe es eine »Plus«-Version, z.B. mit OLED-Display und Fingerabdrucksensor um 249 Euro, oder meinetwegen eine »Lite«-Version, die unter 300 Gramm wiegt, dann wären das schon die interessanteren Optionen (man kann es mir einfach nicht recht machen, ich weiß 😁).

★★★★☆

Hinweis: Dies ist ein unabhängiger Testbericht basierend auf meinen Erfahrungen. Ich habe das getestete Produkt selbst bezahlt, mir stand weder ein Testmodell noch eine Leihgabe zur Verfügung. Mehr unter Über.


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